Dienstag, 11. Oktober 2011

Wie im wahren Leben.


Letztens im Kleinkind-Café. Das Kleinkind setzt Wasser auf und rührt Kakao an. Das Kleinstkind kommt.

Kleinkind:     „Willst Du heiße Schokolade? Mit Sahne oder ohne?“

Kleinstkind:   [guckt]

Kleinkind:     „Willst Du heiße Schokolade? Mit Sahne oder ohne?“

Kleinstkind:   [guckt, als wolle es sagen: „Ich kann doch erst Ein-Wort-Sätze!"]

Kleinkind:     „Mit Sahne?“

Kleinstkind:  „Ja!“

Kleinkind:     „Aber mit Sahne ist nur für Große! Ohne Sahne?“

Kleinstkind:   [schüttelt den Kopf]

Kleinkind:     „Aber mit Sahne ist nur für Groooße!!! Ohne Sahne???“

Kleinstkind:   [schüttelt den Kopf]

Kleinkind:     „Dann ist jetzt zu!“

Montag, 19. September 2011

Ins Bett.

Warum machen Kinder eigentlich immer so einen Terz ums zu Bett gehen? Was gäbe ich darum, einmal so ins Bett gebracht zu werden wie meine Kinder!

Zunächst würde ich langsam müde werden, etwas Leckeres essen, danach noch einen kleinen Film gucken, mich in der Badewanne mit herrlich warmem Wasser abspülen lassen, in einen frisch gewaschenen Schlafanzug schlüpfen und mich in meinem Bettchen in viele aufgeschüttelte Kissen kuscheln. Ich würde ansagen, welche Literatur ich zu lesen, pardon, zu hören wünschte. Ich ließe mir die interessantesten Artikel aus der aktuellen 'Zeit' vorlesen (um sie am nächsten Tag dann endlich einmal GELESEN ins Altpapier geben zu können), guckte mir dann ein paar Comics an (vielleicht die Peanuts, oder Lucky Luke, oder die Mumins, vielleicht auch Nichtlustig, auf jeden Fall nicht Petzi), um mich dann mit einem Kapitel aus 'Der Wind in den Weiden' auf fantasievolle Träume einzustimmen.

Dann würde ich mich zudecken und mir noch ein Lied vorsingen lassen. Nein, nicht 'La-Le-Lu' (der Ohrwurm hält bis zum nächsten Morgen), sondern vielleicht 'La Mer', eine Abendlied-Version von 'Nellie the Elephant' oder das 'Schlaflied' von den Ärzten. Nachdem ich mir viele liebe Wünsche in Ohr habe flüstern lassen, würde ich darauf bestehen, noch eine halbe Stunde gekrault zu werden. Obwohl ich davon schon halb eingeschlafen wäre, plagte mich doch plötzlich Durst und ich bestellte, die bereits geputzten Zähne ignorierend, mein Lieblingsgetränk, ein großes Malzbier oder einen Singapore Sling. Danach wäre ich so beseelt, dass ich nur noch ganz wenig gekrault werden müsste.

Hörte ich, dass eine Mücke durchs Zimmer tollt, krächzte ich kurz und schon käme der Kammerjäger und erlegte das Vieh. Ich schmunzelte ob der akrobatischen Einlage und zöge die Decke höher bis zum Kinn. Eigentlich müsste ich nochmal aufs Klo. Ich wäre aber zu müde. Meine Bettwäsche und mein Schlafanzug würden im Problemfall ja gewechselt, ohne dass ich aufwachen müsste. Ich schliefe. Ich schnarchte. Elf Stunden am Stück. Und dann verlangte ich Frühstück. Sofort!

Montag, 15. August 2011

Von Müttern, Monstern und Manieren.


Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum Mütter mit Kinderwagen oft so verbissen gucken? Es gibt Gründe.

Die modernen Kinderwagen sind ja super. Wendig, schmal, schnell, drehen auf dem Teller. Leider können sie noch keine Türen öffnen. Das ist schlecht. Denn Türen gibt es überall. Und Stufen. Aber davon will ich heute mal nicht reden.

Vor kurzem erzählte mir ein Freund von seinen Erfahrungen als Papa in Elternzeit. Unter anderem lobte er seine Mitmenschen, die ihm schon, bevor er überhaupt darüber nachdenken kann, ob er eventuell Hilfe benötigen könnte, seinen Kinderwagen aus dem Bus hieven. Dieser Freund wohnt allerdings nicht in Hamburg. In Hamburg ist mir so etwas noch nie passiert. Vielleicht liegt es daran, dass ich kein Mann bin, also kein armer Vater, der es ja schließlich nicht besser kann, weil er hormonell anders programmiert ist und dem man einfach helfen muss. Vielleicht liegt es auch an den gestressten Großstadtmenschen. Auf jeden Fall mangelt es an Manieren.

Jedes Mal, wenn ich ins Einkaufszentrum gehe, hoffe ich inständig, die Türen würden aufgrund ausreichend hoher Außentemperaturen offen stehen. Sind sie zu, komme ich nicht rein. Ist so ähnlich wie bei der Post, nur schlimmer. Hektische Leute drängeln sich ameisengleich durch die Türen, stoßen mit Ellenbogen in die Seiten der Nebenbuhler, stolpern übereinander. Ich bleibe mit meiner Doppelkinderkarre stehen und staune. Versuche ich, einen Slot abzupassen, um mich doch todesmutig durch die gerade noch frei schwingende Tür zu schlängeln, werde ich von weiteren Ellenbogen beiseite gestoßen. Ab und zu fallen Menschen über meinen Kinderwagen, schlagen lang hin. Ich helfe ihnen selbstverständlich auf, aber sie schütteln mich ab wie ein ekliges Tier und werfen sich vor mir durch die Tür.

Ich schöpfte wieder Hoffnung, als ich eines Tages einen Knopf mit Rollstuhlsymbol an einer Tür entdeckte. Wenn man ihn drückt, schwenkt die Tür auf wundersame und wundervolle Weise von selbst auf. Dummerweise ist dieser Knopf aber an der, von außen kommend, LINKEN Tür angebracht. Und gute Deutsche mögen zwar in einiger Hinsicht unhöflich sein, aber sie sind korrekt genug, um selbstverständlich ausschließlich RECHTS ins Einkaufszentrum einzutreten. Ich war dennoch optimistisch genug, mich draußen anzustellen und ein Loch in der Schlange heraus strömender Personen abzuwarten. Dann schob ich forsch und flink durch die Tür. Ich hatte noch nicht einmal das Vorderrad im Zentrum, da wurde ich schon angepöbelt. Eine Traube Mitmenschen baute sich vor mir auf und versperrte mir den Weg, Arme verschränkt und mit bitterbösem Blick. Echauffierte Omas zischten mir ein „Das ist ja unmöglich!“ zu. Andere tönten: „Die denkt wohl, die kann sich alles erlauben!“

Nun sollte man denken, dass sich wenigstens Mütter untereinander solidarisieren. Nein. Durch die Tür können sie einem nicht helfen, denn sie haben genug damit zu tun, sich selbst hindurch zu bugsieren. Sind sie aber einmal drin, schieben sie grundsätzlich zu fünft nebeneinander durchs Einkaufszentrum. Ein schlanker Single kann sich vielleicht noch an der Mauer vorbei schlängeln, eine weitere Mutter mit Kinderwagen kann nur höflich fragen, ob sie vielleicht durchgelassen werden könnte. Aber eigentlich hören Mütter so etwas nicht, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, sich über die verschiedenen Formen von Dinkelgebäck oder die Vor- und Nachteile von Tagesmüttern auszutauschen.

Ganz durchdacht ist auch das kürzlich erlassene Verbot, mit Kinderwagen die Rolltreppen zu benutzen. In einem mehrgeschossigen Einkaufszentrum ist man also auf die Fahrstühle angewiesen. Nun ist es in Altona nicht so, dass man mehrere Großraumaufzüge nebeneinander hat. Nein, es gibt eine kleine Anzahl sehr kleiner, wenn auch durchdesignter Fahrstühle aus Glas, die unterschiedliche Ebenen und Ecken des Einkaufszentrum anfahren. Man ist also grundsätzlich immer im falschen Aufzug, weil der, in dem man sich befindet, nicht dort hält, wo man hin möchte. Aber gut, das kann man lernen. Ich weiß also mittlerweile, dass ich nur diesen einen Fahrstuhl nehmen darf, um zum Beispiel in die Bücherei zu gelangen. Also stelle ich mich in die Schlange vor dem Fahrstuhl. Mütter mit Kinderwagen, alle mit leicht unentspanntem Gesicht, Omis mit Gehwägelchen, ein paar Hundebesitzer und Jugendliche. Ja, Jugendliche.

Nach 20 Minuten habe ich also einen Platz im Fahrstuhl ergattert, eingequetscht zwischen zwei anderen Kinderwagen, drei Hunden und drei Krückstöcken. Der, der ganz hinten steht, will immer zuerst raus. Und der Fahrstuhl fährt immer erstmal nach ganz unten, obwohl alle nach oben wollen. Auf dem Weg nach oben hält er in jedem Stockwerk, auch, wenn niemand aus- oder einsteigen möchte. Eine Reise in den dritten Stock dauert also ewig.

Auf dem Rückweg muss man die gleiche Prozedur noch einmal mitmachen. Ich stehe als Nummer 3 in der Schlange der Kinderwagen vor dem Fahrstuhl. Im ersten Anlauf kommt nur Wagen Nummer 1 mit, weil der Fahrstuhl bereits voll besetzt ist. Im zweiten Anlauf schöpfe ich Hoffnung, der Fahrstuhl ist leer. Wagen Nummer 2 schiebt hinein. Ich will hinterher, werde aber plötzlich von einem gellenden Schrei gestoppt: „MAMMMAAAAAAAAAA. KOMMMMMM!!!! DER FAAAAHRSTUHL IST DAAAAAAA!“ Ich werde mit aller Wucht beiseite gestoßen. Während ich mich wieder aufrappele, sehe ich einen ca. 12-jährigen Jungen, der sich breitbeinig in die Tür des Fahrstuhls stellt und die Türen aufhält. Für mich? Nein. „ICH KOMM JA SCHON!!!“ kreischt eine Frau entnervt und hetzt auf die Tür zu. Ich stehe im Weg. Nicht lange, denn auch sie schubst mich mit aller Kraft beiseite. Diesmal kann ich mich gerade noch am Kinderwagen festhalten und falle nicht um. Dennoch schaffe ich es noch in den Fahrstuhl. Im nächsten Stockwerk möchte die Mutter mit Kinderwagen Nummer 2 aussteigen. Ich mache ihr Platz, das Teenage-Gör und seine Mutter stöhnen genervt. Die Tür geht wieder zu. Die Görenmutter verdreht die Augen und sagt: „Also für dieses eine Stockwerk hätten die ja wohl auch die Rolltreppe benutzen können!“ Um dann selbst im nächsten Stockwerk auszusteigen.

Letztens war ich aber auch einmal ganz allein im Fahrstuhl. Unheimlich. Doch dann stieg doch noch eine Dame zu. Nett sah sie aus. Sie grüßte sogar. Und dann studierte sie die Knöpfe. Ganz in Ruhe und nachdenklich. Drückte die 1. Dann die 2. Dann die 3. Und die 4. Natürlich waren wir auf Ebene 0 und ich wollte in Ebene 5. Ich starrte sie also ungläubig an. Sie merkte es, lächelte etwas unsicher und sagte: „Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin nicht aus Hamburg.“ Naja, vielleicht ist sie ja aus der Stadt, aus der mein Freund, der Vater in Elternzeit kommt. Zumindest hielt sie für mich beim Aussteigen die Hand vor die Lichtschranke.